Etwas
zur Vorgeschichte: Gleich zu Beginn des
Norwegen-Feldzuges besetzten deutsche Truppen am 9. April 1940
den für die Verschiffung schwedischen Erzes notwendigen
Hafen Narvik. Die Aktion wurde von der Kriegsmarine durchgeführt,
die dabei dem gleichem Ziel der Royal Navy nur um Stunden
zuvorkam. Abgesehen von dem für die Treibstoffversorgung der
Zerstörer erforderlichen Tanker „Jan Wellem"
wurde der gesamte folgende Nachschub von den alliierten
Streitkräften abgefangen und versenkt. Für die in
Narvik eingeschlossenen deutschen Truppen des Generals Dietl
blieb somit nur die Möglichkeit, Nachschub auf dem Luftweg
herbeizuschaffen, wobei die Menge mehr symbolische Bedeutung
hatte. Die Luftwaffe besaß jedoch keine Frachtflugzeuge mit
einer Reichweite von Oslo nach Narvik und zurück. So bot
lediglich ein etwa 15 km von Narvik entfernt gelegener, von hohen
Bergen umgebener und zu dieser Zeit noch fest zugefrorener See
die Möglichkeit einer, wenn auch ungewissen, Landung ohne
Rückkehr. Dieser See wurde als Ziel einer abenteuerlichen
Mission auserwählt. Am 11. April erhielt der Kommandeur
der erst wenige Tage vorher in Neumünster/Holstein aus
Lehrbesatzungen der Schulen aufgestellten Kampfgruppe z.b.V. 102
den Befehl, mit 13 Ju 52 einige Gebirgsgeschütze, Munition
und Bedienungsmannschaft nach Narvik zu fliegen. Den
Besatzungen der 13 Maschinen wurde am Morgen des 13. April 1940,
einem Freitag, in Neumünster eröffnet, wohin der Flug
gehen sollte. Bereits auf dem Flug nach Oslo mußte eine
Maschine wegen Motorschadens umkehren. Dafür kam in Oslo
eine mit Funkgeräten bestückte Ju 52 neu hinzu. Nach
über 5 Stunden Flugzeit ab Oslo wurde das Ziel gegen 20 Uhr
erreicht. Die beiden ersten landenden Flugzeuge, darunter die
des Staffelkapitäns, machten im tiefen Schnee einen
Kopfstand. Die nächsten Maschinen konnten dann aber „normal"
mit einer Ausrollstrecke von 20 Metern landen. Erst jetzt
bemerkte man, daß die fehlenden beiden Maschinen infolge
der schlechten Sichtverhältnisse fehlten und „wie sich
später herausstellte“ etwa 70 km nordwestlich von
Narvik gelandet waren. Eine Maschine brach dabei in die Eisdecke
ein, die andere wurde bereits am nächsten Morgen von
norwegischen He 115 in Brand geschossen. Aber auch die gelandeten
Maschinen auf dem Hartvikvannsee wurden am 14. und 15. April
angegriffen und teilweise beschädigt. Nur eine Maschine
konnte mit den gesammelten Treibstoffreserven vom Hartvikvannsee
auf einer in den Schnee getrampelten Startbahn zum Rückflug
starten. Sie verflog sich aber und landete in Schweden. Die
verbliebenen 10 Flugzeuge wurden wegen Treibstoffmangel auf dem
See stehend aufgegeben. Etwa einen Monat später - nachdem
das Gelände um den See von den bedrängten Truppen
General Dietls wieder aufgegeben worden war versuchten die
Norweger, drei der verlassenen Ju 52 wieder flugklar zu machen.
Um sie vor dem Versinken im tauenden Eis zu bewahren, hatten sie
leere Benzinfässer unter die Maschinen gestellt. Am Abend
des 24. Mai machten jedoch von Bardufoss kommende englische
„Hurricanes" in Unkenntnis der norwegischen Bemühungen
diese Absicht durch einen Angriff zu nichte. Mit der
Eisschmelze versanken alle Maschinen im See. Auf diese bei der
Schneeschmelze im Jahre 1940 versunkenen Maschinen wurde die
Öffentlichkeit im Jahre 1983 wieder aufmerksam gemacht, als
norwegische Enthusiasten eine Ju 52 aus dem Hartvikvannsee aus
ca. 50 m Tiefe bargen. Was da ans Tageslicht kam, war ein noch
erstaunlich gut erhaltenes Flugzeug, dem lediglich der sachkundig
abgebaute Mittelmotor und das Fahrwerk fehlten. Diese Teile
holten sich die Norweger aber von einem anderen Wrack, um das
geborgene Flugzeug vollständig zu restaurieren. Anknüpfend
an diesen Erfolg zeigte man nun an verschiedenen Stellen in
mehreren Ländern Interesse an der Bergung der restlichen
Maschinen. Darunter auch in der Bundesrepublik, und es galt,
neben den finanziellen auch die technischen Voraussetzungen für
die Bergung der restlichen Maschinen zu schaffen. Diese Arbeit
wurde vom Team der Interessengemeinschaft Ju 52 in vielen
freiwilligen Stunden geleistet. Neben der Vorarbeit für die
technische Lösung des Problems mußten durch
Öffentlichkeitsarbeit und Spendenaufrufe die finanziellen
Voraussetzungen für dieses gigantische, ungewohnte und
voller Überraschungen steckende Unternehmen geschaffen
werden. Nachdem die gesamte Ausrüstung von Deutschland
zum Hartvikvannsee gebracht worden war, konnte die Bergungsaktion
Mitte Juli beginnen. Unter schwierigen Bedingungen, die aber
allesamt gemeistert wurden, tauchte dann am 22. August das
Leitwerk der ersten Maschine im fahlen Mondlicht aus dem See auf.
Es war für alle Beteiligten ein ergreifendes Erlebnis und
alle Mühen und Arbeit waren fast vergessen. Nach 46
Jahren stand die erste Maschine nun wieder auf festem Boden und
wurde sofort mit Wasser abgespült. Was im Süßwasser
des Sees überdauert hat, mußte sofort gereinigt und
konserviert werden, um einer schnell einsetzenden Korrosion an
der Luft vorzubeugen. Der gute Allgemeinzustand verblüffte
alle Beteiligten. Bewegliche Teile wie Türen, Steuerknüppel,
Schubhebel ließen sich noch bewegen. Die meisten der
BMW-Motoren präsentierten sich nach der Reinigung in einer
verblüffend guten Verfassung. Nach Abschluß der
Bergung der vier Maschinen behielt der See nur noch die
restlichen drei der versunkenen Flugzeuge, von denen eines in
nicht bergungswürdigem Zustand im flachen Uferwasser liegt.
Die beiden anderen konnten nicht ausfindig gemacht werden.
Vermutlich sind sie im Lauf der Zeit von Geröll zugeschüttet
worden.
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